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- Das geistliche Wort -
Dresden vor 80 JahrenErinnerung von Pfarrer i.R. Schäfer an den 13. Februar 1945Mein Vater, ein beherzter Mann, der im 1. Weltkrieg war, saß auf dem Sofa und schmauchte sein Pfeifchen am Abend. Da es Fliegeralarm gab, ging meine Mutter ins Nebenzimmer, das einzige, das nicht verdunkelt war. Sie holte den Koffer, der für „alle Fälle“ dort bereit stand. Als sie zurückkam, sagte sie sehr aufgeregt zu meinem Vater: „Gottfried, vom Himmel fallen Christbäume“. Das waren Leuchtbäume, um die Ziele für den Bombenabwurf genauer ausmachen zu können. Mein Vater antwortete gelassen: „Aber Elsa, ich möchte dich mal erleben, wenn ein richtiger Bombenangriff kommt.“Es dauerte nicht lange und es dröhnte, Bomben fielen. Wir gingen in den Keller. Oh, es war heftig. Als wir nach dem 1. Angriff in die Wohnung gingen, waren alle Fenster zerborsten. Uns gegenüber, zwei Straßen weiter, brannte ein Teerlager. Die Flammen schossen durch unsere Wohnung: zum Wohnzimmer rein, durch den Flur durch, in der Küche wieder raus.Ich sehe meine Mutter noch die Gardinen herunterreißen, damit sie nicht Opfer der Flammen würden. Lange Flammen schossen durch unsere Wohnung. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein Buch, angelehnt an eine Vase. „Im Kreuz hoffe und siege ich“ war der Titel dieser Autobiographie. Wie ein Fels in der Brandung hielt diese kleine Insel dem Feuersturm stand. Das war für uns ein einziges Wunder.Denn es tobte ein Orkan. Man hat Akten aus den Verwaltungen und Amtsstuben im Umkreis von 50 km um Dresden herum gefunden. In unserem Bad hatte es durchs Fenster einen Gesteinsquader geschleudert, der hatte nicht ganz die Größe eines Hockers. Doch unsere kleine Insel hielt dem Sturm und den Flammen stand. Noch viele Jahre nahm man den Brandgeruch des Buches war.Es gab in der Nacht einen 2. Angriff. Der Keller füllte sich mit Menschen, deren Häuser zerstört waren. Wir hockten in einer Ecke. Mein Vater hatte sich wie eine Plane über uns gebeugt. Wenn es das Haus getroffen hätte, wären wir drei im Tod doch beieinander gewesen.Dieses so dichte Beieinandersein nahm mir Sechsjährigen die Furcht. Trotz des Weinens und Klagens um uns herum, fühlte ich mich geborgen. Auch wurde in dieser Nacht etwas ganz Wesentliches in mein Herz gepflanzt: Vertrauen auf Gott. In unserem Haus wohnte ein Missionar im Ruhestand. Er hatte über 30 Geistliches WortJahre bei den Feuerland - Indianern gewirkt. Der stand beim 2. Angriff unter den vielen Menschen im Keller und hat ihr Weinen und Stöhnen alle 5 Minuten unterbrochen mit den Worten: „Herr, eine Mauer um uns bau.“Mit der Zeit war das so eindrücklich, daß es im Keller ruhiger wurde.Unser Haus blieb stehen. Das war aber in dem Inferno nicht das letzte Wunder, das wir erleben durften.Beim dritten Luftangriff liefen wir mit dem Handwagen gerade über die Elbbrücke. Als die Bomben fielen, ließen wir den Wagen stehen und rannten zurück ans Ufer. Ein mutiger Offizier, dem mein Vater unsere Situation geschilderte hatte, holte uns den Wagen. Als wir nach dem Angriff über die Brücke gingen, war an der Stelle, wo unser Wagen gestanden hatte, ein Bombentrichter.Inferno heißt Hölle. Wir hatten in ihr eine sichtbare, einzigartige Bewahrung erfahren.Jesu Zusage wurde für uns existent: „ich bin bei euch alle Tage …“In Erinnerung an Dresden 1945 und im Blick auf die Kriege in der Welt heute, möchte ich mit allen Christen anhaltend singen: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unseren Zeiten. Es ist ja doch kein anderer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine.Pfarrer i.R. Uwe Schäfer
- Aktuelles -
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